Gestresst sein ist ein Statussymbol.

Wer gestresst ist, weil er zu viel arbeitet, muss wichtig sein. Wenn man nicht gestresst ist, ist man unwichtig.

So wird es uns zumindest vorgelebt und ich fand es sehr schwierig, mich dieser Sichtweise zu entziehen!

Außerdem kann der Adrenalin-Kick, den man spürt, fast schon süchtig machen.

Und dieser Adrenalin-Kick führt uns auch auf die Spur, warum wir überhaupt Stress verspüren.

Ich will nicht auf der Ebene der Physiologie einsteigen, da du das schon im Studium ausführlich lernen musstest und schnell nachlesen kannst. (Z.B. hier)

Wie steigen eine Ebene höher ein: Warum haben sich Lebewesen durchgesetzt, die eine Stressreaktion aufbieten können?

Oder:

Was ist der evolutionäre Sinn der Stress-Antwort?

Gefahr für Leib und Leben war und ist für fast alle Lebewesen allgegenwärtig. Fast jeder Stress hat etwas mit körperlicher Gefahr zu tun.

Für den Menschen, zumindest in stabilen Ländern, ist das Vergangenheit. Nur ist diese Vergangenheit maximal ein paar hundert bis tausend Jahre her.

Für unsere Gene und unsere biologischen Mechanismen ist diese letzte Zeit völlig irrelevant.

Wir funktionieren im Inneren immer noch so, um in der Savanne oder im Dschungel überleben zu können.Dort wollen dich Raubtiere fressen, du läufst Gefahr, aus der Gruppe geschmissen zu werden, wenn du dich doof anstellst, Krankheit kann jederzeit zum Tod führen, du könntest nichts zu essen finden usw.

Daher ist es sinnvoll, schnell zu Kampf und Flucht bereit zu sein und alle Systeme hochzufahren.

Lieber einmal zu viel als einmal zu wenig!

Darin sich selbst zu stressen ist der Mensch einmalig

Was uns diesbezüglich von den Tieren unterscheidet ist allerdings, dass wir auch alleine durch Nachdenken die Stressreaktionauslösen können.Eine Prüfung am Folgetag oder die Erinnerung an das schlecht gelaufene Date sorgen für die gleiche körperliche Reaktion, wie wenn ein Tiger vor dir steht. (nur vielleicht weniger intensiv)Alles in allem hält unsere moderne Umgebung also ständig neue psychische Stressoren für uns parat und wenn sie zu häufig und zu stark auf uns einprasseln, wird die Stressreaktion permanent ausgelöst, wofür wir nicht gemacht sind.Chronischer (psychischer) Stress existierte nicht in der Umgebung, für die unser Gehirn und Körper optimiert sind!

Die Sichtweise auf die Dinge macht den Unterschied

Das ist allerdings nicht für alle Menschen gleich, denn die subjektive Bewertung jeder Situation macht einen Unterschied.

Das bedeutet, dass unterschiedliche Denkweisen dazu führen können, die gleichen Stressfaktoren ganz anders wahrzunehmen.

Der Löwenbändiger reagiert anders als du, wenn ein Löwe vor ihm steht. Dafür ist er vielleicht in einer medizinischen Krise nutzlos.

Das verheißt aber auch etwas Positives!

Wir können durch Nachdenken unsere Wahrnehmung von Stressoren verändern und genau das tust du jetzt gerade schon!

Quellen:

Understanding the stress response (Harvard Health Publishing)

Unterstanding chronic stress (American Psychological Association)

Learning and memory under stress (Nature)

Jäger und Sammler hatten keinen Burnout

Den Kopf frei

Erste Schritte

Zwischenspiel

Den Stress schlagen

Dein Innerer Kompass

Den Rücken frei

Die Grundfarben der Produktivität

Dein persönlicher Anker

Den Feierabend frei