Manchmal denke ich, wie schön es wäre, als Arzt in einer früheren Epoche zu leben. Am besten dann, wenn man alles medizinische Wissen als Einzelner noch komplett fassen konnte. Das war so gegen Ende des 19. Jahrhunderts vorbei.
OK, ich hätte zwar einem Großteil meiner Patienten gar nicht helfen können und viele wären einfach an Infektionen gestorben.
Dafür hätte ich alle anderen nach dem höchsten Standard der Zeit behandeln können, egal in welcher Fachrichtung.
Und das aus dem Kopf (und vielleicht mithilfe einiger Bücher aus der Bibliothek).
Damals war Wissensverwaltung für Ärzte sehr simpel: man hat einfach alles verfügbare Wissen auswendig gelernt.
Der Anspruch nach dem besten verfügbaren Wissen zu behandeln ist natürlich bis heute geblieben. Aber wie soll der einzelne Arzt diesen Anspruch im Alltag umsetzen können?
Und vor allem wie, wenn er eigentlich hauptberuflich Dokumentierer ist, der in freien Momenten noch Patienten behandelt?
Wenn du der Lage Herr werden willst, muss ein Konzept her, wie du mit diesem fast unendlichen medizinischen Wissen umgehst. Welches Wissen brauchst du wann und woher bekommst du es? Wie speicherst du es ab?